Teneriffa ist die größte der Kanarischen Inseln Algemeines Land und Leute

         

Teneriffa , Spanisch Tenerife, die größte

 

Teneriffa (span. Tenerife) ist mit 2057km² die größte der Kanarischen Inseln und damit etwa um ein Fünftel kleiner als das Saarland oder Vorarlberg. Die Kanaren liegen vor der Westküste Afrikas auf derselben geographischen Breite wie die südlichen Grenzbezirke Marokkos, politisch sind sie Bestandteil Spaniens. Der Archipel umfaßt im Osten die Inseln Lanzarote, Fuerteventura und Gran Canaria, im Westen Teneriffa, La Gomera, La Palma und El Hierro. Teneriffa am nächsten liegt das knapp 30 km entfernte La Gomera im Westen. Im Südosten etwa doppelt so weit entfernt ragt die ebenbürtige Rivalin, Gran Canaria, aus dem zwischen den beiden Inseln über 2000 m tiefen Ozean hervor. Mit dem 3717 m hohen Pico del Teide besitzt Teneriffa nicht nur die höchste Erhebung des Archipels, sondern ganz Spaniens. Von seiner Spitze aus kann man bei ganz klarem Wetter den gesamten Archipel überblicken.
 
     
   
 




Wirtschaft und Umwelt   


Vor der Kolonialisierung Teneriffas führten die Ureinwohner ein halbnomadisches Leben, betrieben etwas Getreideanbau und Ziegenaufzucht. Die Jagd mit Steinzeitwaffen und Fischfang im seichten Küstengewässer sorgten für Abwechslung wie Ausgewogenheit in der Ernährung. Unter der Herrschaft Spaniens wurde die lnselökonomie an die Bedürfnisse des Mutterlandes angepaßt. Im Lauf der Jahrhunderte löste eine Monokultur die andere ab. Einer Frühphase, in der Menschen als Sklaven, Tiere als Frischnahrung für die Schiffsbesatzungen und Färberflechten als Handelsgut erbeutet und weggeschleppt wurden, folgte die hohe Zeit des Rohrzuckers, zu dessen Raffinierung die ersten Kiefernwälder verheizt wurden. Fast drei Jahrhunderte lang hielt sich der Weinanbau, bevor ihm Mehltau und Faulschimmel für eine Weile den Garaus machten. Es schloß sich in der Mitte des 19. Jhs. der kurze Boom der Cochenille an. Den aus einer Schildlaus gewonnenen roten Farbstoff benutzt man heute noch zum Färben von Kosmetika, chemischen Präparaten, alkoholischen Getränken und edlen Teppichen. Vielversprechend war die Laus nicht zuletzt deswegen, weil ihre Wirtspflanze, der Feigenkaktus, auch auf dem steinigen Grund des Malpais ("schlechtes Land") Wurzeln schlägt. Die industrielle Fertigung chemischer Farbstoffe machte dem Cochenille-Fieber aber ein schnelles Ende. Seither ist eine besonders schmackhafte Zwergbanane Hauptanbauprodukt. Bis zu 70% der spanischen Bananen kommen von der Insel. Seit dem EG-Beitritt Spaniens und der Ausnahmestellung der Kanaren zum Trotz kriselt das Geschäft mit den gelben Früchtchen. Deswegen bemüht man sich verstärkt um eine Diversifizierung der Produktpalette. Neben den Bananen sind jetzt Frühkartoffeln, Tomaten, Schnittblumen und eine Reihe exotischer Früchte die Exportschlager. Die bedeutendste Einnahmequelle ist der Fremdenverkehr, der von jährlich 30000 gegen Ende der 50er Jahre auf rund 4 Mio. Besucher heutzutage angewachsen ist. Positiv wirkt sich dieser Zuwachs auf dem Arbeitsmarkt aus. Demgegenüber steht der Anstieg der Lebenshaltungskosten, die Zersiedelung weiter Landstriche im Küstenbereich und im nahen Hinterland, ein ständig steigender und nur mühsam zu befriedigender Bedarf an Wasser sowohl durch die gewaltige touristische Infrastruktur als auch durch die gleichzeitig intensivierte Landwirtschaft ; nicht zuletzt ist die Bedrohung seltener Tier- und Pflanzenarten zu registrieren.

 


 

Bevölkerung, Religion und Sprache      


Nicht zuletzt aufgrund der mit dem Tourismus gestiegenen Verdienstmöglichkeiten ist die Bevölkerung auf Teneriffa in den vergangenen Jahrzehnten stetig angewachsen. Beim letzten Zensus (1991) zählte man 686 000 Einwohner. Davon lebten knapp 60 % im Ballungsgebiet von Santa Cruz und La Laguna. Zusätzlich halten sich übers Jahr im Schnitt rund 100 000 Touristen und ausländische Langzeitresidenten vorwiegend im Südwesten und in Puerto de la Cruz auf. Aus Dörfern ohne touristische Infrastruktur oder günstige Bedingungen für die Landwirtschaft wandern vor allem junge Leute in die städtischen und touristischen Ballungszentren ab, so daß in abgelegeneren Gegenden zunehmend Gehöfte und Weiler leerstehen. Die einheimische Bevölkerung spiegelt in ihrer Zusammensetzung die Geschichte des Archipels wider. Vorherrschend sind die Nachfahren der spanischen Eroberer und der hispanisierten Guanchen. deren Ahnen in der Forschung vorwiegend als Abkömmlinge nordwestafrikanischer Berberstämme angesehen werden. Aus der Frage der Abkunft und je nach ökonomischer Opportunität werden am Stammtisch, aber auch in der hohen Politik immer wieder Forderungen nach mehr oder gar absoluter Autonomie der Kanaren abgeleitet. Am irisierenden Kolorit der Alteingesessenen haben alle Handels- und Seefahrernationen Europas ihren Anteil. Unter den Minderheiten in der Bevölkerung fallen insbesondere Händler und Kaufleute aus den arabischen Ländern, dem Vorderen Orient, aus Afrika und Indien auf. Die Einwohner bekennen sich mehrheitlich zum römisch-katholischen Christentum. Das Kirchenjahr bestimmt den dörflichen und weitgehend auch den städtischen Festkalender. Amts-und Umgangssprache ist Spanisch. Wer Spanisch als Fremdsprache nur aus dem Schulbuch kennt, wird die Kanarier mit ihrem eigentümlichen Akzent nur schwer verstehen.

Politik und Verwaltung       


Die Kanarischen Inseln bilden seit 1982, nachdem das Franco-Regime durch eine parlamentarische Demokratie mit einem Monarchen als höchstem Repräsentanten des Staates abgelöst wurde, eine Autonome Region innerhalb des spanischen Staatsverbands. Die Rivalität zwischen Teneriffa und Gran Canaria erforderte einen Kompromiß bei der Wahl des Regierungssitzes : Für jeweils eine Legislaturperiode alterniert er zwischen Santa Cruz de Tenerife und Las Palmas de Gran Canaria. Das kanarische Parlament tagt jedoch ausschließlich in Santa Cruz. Aus den ehemaligen zwei Provinzen wurden Regierungsbezirke, deren westlicher weiterhin von Santa Cruz de Tenerife aus verwaltet wird. Teneriffa selbst ist in 31 Gemeindebezirke eingeteilt. Politisch sind die Kanaren immer für eine Überraschung gut. Nach der Rückkehr zur Demokratie blieben Forderungen nach einem unabhängigen kanarischen Archipel zunächst einer kleinen Gruppe von eher dem linken Spektrum zuzuordnenden Separatisten vorbehalten. Bald darauf entstand die gemäßigte rechte Partei AT 1 (Asociacion Tinerfena Independiente Unabhängige Vereinigung von Teneriffa), die mit Forderungen nach einer besonderen Berücksichtigung der Kanaren Erfolge im lokalen Wahlkampf verbuchte. Die vorläufig letzte Wendung ist die Gründung einer CoaliciOn Canaria, zu der sich 1993 ein bunt zusammengewürfeltes politisches Bündnis aus Kommunisten, linken und rechten Nationalisten und Separatisten außerhalb der PSOE (die sozialdemokratische Regierungspartei) zusammengefunden hat, um kanarischen Interessen Nachdruck zu verleihen.